Gründe

Wir fordern die Umsetzung der von der Stadt Radebeul 2021 beschlossenen Leitlinien im Grundsatzpapier zur Sicherung der städtebaulichen Qualität in Radebeul. Diese sind:

  1. Grünstrukturen sichern und erhalten
  2. Ausnutzung der Grundstücke in einem verträglichen Maß
  3. Den Orientierungsmaßstab für das Maß der baulichen Nutzung bilden nicht die „Ausreißer“
  4. Qualität bei der Gestaltung der Gebäude

Insbesondere Punkt 2 und 3 werden aus unserer Sicht derzeit überhaupt nicht berücksichtigt:

Ausnutzung der Grundstücke in einem verträglichen Maß

Auch wenn inzwischen die Pläne für die Begrünung des Geländes deutlich überarbeitet wurden und tatsächlich einige große Bäume vorgesehen sind, ist bei der geplanten Dichte der Bebauung inklusive notwendiger Tiefgaragen aus unserer Sicht nicht genug Platz für Bäume/Grünflächen sowie Parkplätze und Freiflächen eingeplant. Somit wird die extrem hohe Versiegelung des Gebietes nicht entschärft. Eine nachhaltige Stadtplanung im Hinblick auf die zu erwartenden Herausforderungen des Klimawandels sollte jedoch eher mehr Stadtgrün anstreben als heute vorhanden ist. Auch entspricht diese Planung kaum dem Gartenstadt-Charakter Radebeuls und insbesondere der umliegenden Gebiete.

Mehr Verkehr:
Aus jetziger Sicht wird die Umsetzung der geplanten Bebauung zu einer extreme Erhöhung der Verkehrsbelastung durch zusätzlich ca. 150 Wohneinheiten führen. Derzeit gibt es in dem gesamten Viertel nur 30 Wohneinheiten. Bei einer vergleichbaren Bebauung wie im Bestand der angrenzenden Quartiere dürften höchsten 40-50 Wohneinheiten zusätzlich entstehen. Zum Vergleich: Im gesamten Areal des Glasinvestgeländes sind gerade nur ca. 100 Wohneinheiten neu entstanden!

Vergleich Wasapark - Glasinvest

Fehlende Parkplätze:
Die dichte Bebauung wird auch zu einer Verschärfung der schon jetzt angespannten Parkplatzsitutation führen. Es gibt derzeit nur ca. 30 öffentliche Parkplätz im gesamten Straßenraum bei 30 Familien im Viertel mit meist eigenen Parkplätzen auf den Grundstücken! Geplant sind nun ca. 150 neue Wohneinheiten in diesem Gebiet mit nur 6 zusätzlichen öffentlichen Parkplätzen!! Wie soll das reichen??? Wo parken die Zweitwagen und Besucher?

Keine Antwort auf den Klimawandel:
Und schließlich wird der hohe Versiegelungsgrad verbunden mit der Tiefgarage zu einer hohen Aufheizung des Gebietes, hoher Verdunstung und einer starken Verringerung der Versickerung und damit Grundwasserneubildung führen. Gerade unter den Bedingungen des Klimawandels eine Hypothek für die Zukunft.

Den Orientierungsmaßstab für das Maß der baulichen Nutzung bilden nicht die „Ausreißer“

Die geplanten Abmessungen und das Bauvolumen selbst der „kleinen“ Häuser sind deutlich größer als die bisherige Bebauung in der Umgebung. Das gesamte umgebende Stadtgebiet zwischen Pestalozzistraße, Schildenstraße und Hauptstraße ist vor allem geprägt durch repräsentative Gründerzeit­villen und später errichtete kleinere Häuser mit großzügigen Gärten.

Baukörper zu groß:
Die geplante Bebauung entspricht daher überhaupt nicht dem Charakter des Gebietes. Lediglich die Haenssel-Villa (Schumannstraße 3) und die Berhold-Villa (Wasastraße 49/ Ecke Meißner Straße) haben vergleichbare Grundflächen, während die Gebäudelängen der Hauptbaukörper keine 20m erreichen und beide Villen zudem über wesentlich größere umgebende Gartengrundstücke verfügen. Grundflächen von 16m x 20m sind aus unserer Sicht daher völlig unangemessen. Die im Plan angegebene geplante Höhen der Wohngebäude mit 3 Geschossen + Dach übersteigt ebenfalls völlig die Gebäudehöhe der Umgebungsbebauung. Diese ist fast ausschließlich von maximal 2+1 geschossigen Ein- und Mehrfamilienhäusern geprägt, nur die Haenssel-Villa hat 3 Geschosse. 

Lageplan

Lediglich die Häuser entlang der Pestalozzistraße 15- 23 haben im Vergleich zur restlichen Bebauung im Gebiet eine etwas größere Dimensionen. Daher wäre ggf. für die geplante Bebauung entlang der Pestalozzistraße (Häuser 8.2-8.4.) eine zu diesen Häusern vergleichbare Größe angemessen. 

Baukörper nicht "typisch":
Der Plan, das „blaue“ Hochhaus bestehen zu lassen, erscheint aus städteplanerisch-städtebaulicher Sicht sehr unglücklich, da der völlig unverhältnismäßig lange Block ausgerechnet in einer Kurvensituation der Meißner Straße eines der störendsten Gebäude im Stadtgefüge von Radebeul ist. Die bloße Reduktion der Höhe wird diese Situation nicht ändern. Denkbar ist ein gegliederter Baukörper, der den Bogen der Meißner Straße aufnimmt und auch auf die Thalheimstraße oder die ehemalig durchlaufende Riesestraße Bezug nimmt. Die unregelmäßigen Trapez-Häuser 4+5 sind erst recht nicht mit dem Gebiet vereinbar.

Das Argument, das „blaue“ Hochhaus fungiere als Schallschutz und müsse daher erhalten bleiben ist dabei eher schwach, da von der offensichtlichen Lärmbelastung durch die Meißner Straße ja alle anderen Anwohner entlang der Meißner Straße auch betroffen sind und bisher nirgendwo deshalb eine „Schallschutzwand“ errichtet wurde – selbst bei den neusten Großprojekten wie an der Maxim-Gorki-Straße oder gerade auf dem Glasinvestgelände ist dies nicht der Fall. Warum soll es hier auf einmal notwendig sein und dadurch ein derartiger städtebaulicher Missstand zementiert werden?

Fabel Was passt ins Gebiet?:
Das aus Sicht der Stadt eine Bebauung des Gebiets mit Häuseren der geplanten Dimension normalerweise gar nicht genehmigungsfähig wäre, zeigt die Anfrage für ein vergleichbares Haus in unmittelbarer Nachbarschaft. Diese Anfrage wurde 2021 von der Stadt abgelehnt, obwohl das geplante Haus kleiner wäre als die nur 10 m daneben geplanten Neubauten im Wasapark. Mehr dazu in dem ausführlichen Artikel dazu in der Vorschau und Rückblick.